Weisheit trifft Wissenschaft – Warum Feindseligkeit der Gesundheit schadet und welches Rezept der Buddhismus dagegen hat.

Dass wir mal auf jemanden nicht gut zu sprechen sind ist ganz normal. Der Ärger verfliegt, wir entspannen uns und treten der Person wieder freundlich gegenüber. Manchen Menschen aber wollen wir nicht verzeihen. Wir fühlen uns ungerecht behandelt, gekränkt und tragen den Ärger durch unser Leben.

Es kann auch eine grundlegende Einstellung sein, dass jemand wenig Vertrauen in andere Menschen hat und diese als unehrlich, unsozial und moralisch bedenklich einschätzt. In der Psychologie wird dies als „Feindseligkeit“ bezeichnet. Seit den 1950er Jahren gibt es Forschungsarbeiten zur Herz-Kreislaufgesundheit in Verbindung mit Feindseligkeit. Gemessen wird in vielen Studien mit der Feinseligkeitsskala nach Cook und Medley. Der Fragebogen beinhaltet 50 Fragen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer stimmen den Aussagen zu oder nicht. Die Fragen sind in der Art gestellt wie:

  • Es gibt gewisse Leute, die ich so wenig leiden kann, dass ich mich innerlich freue, wenn sie für etwas, das sie angestellt haben ihre Strafe erhalten.
  • Einige in meiner Familie haben Gewohnheiten, die mich sehr ärgern.
  • Die meisten Leute würden eher zu unehrlichen Mitteln greifen als sich einen Gewinn oder einen Vorteil entgehen zu lassen.
  • Es ist sicherer niemandem zu trauen.
  • Ich habe oft Leute getroffen, die als sehr tüchtig galten aber nicht mehr konnten als ich.

Je mehr der 50 Fragen zugestimmt wird, umso feindseliger wird der Proband eingestuft. Wenngleich nicht immer eindeutig zeigen Menschen, die mehr als 40 der Fragen zustimmen in vielen der Studien ein um bis zu 20 % erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen.

Was könnte dieses erhöhte Risiko verursachen? Wir Menschen sind soziale und emotionale Wesen. Negative Einstellungen anderen gegenüber und das Gefühl der Benachteiligung bedeuten Stress für den Körper. Erhöhte Werte der Stresshormone Adrenalin und Cortisol sowie erhöhter Blutdruck und hohes LDL-Cholesterin wurden gemessen. Auch ein geringer ausgeprägtes Gesundheitsverhalten wurde gefunden. Damit treten bei feindseligen Menschen klassische Risikofaktoren für Ablagerungen in den Blutgefäßen häufiger auf.

Oskar Mittag (Literatur siehe unten) gibt eine guten Überblick über den aktuellen Forschungsstand und berichtet darin auch über Möglichkeiten des Abbaus von Feindseligkeit.

Der Buddhismus kennt das Phänomen und weiß, dass es besser für das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Gemeinschaft ist, wohlwollend sich selbst und allem Lebendigen gegenüber zu sein und dies aktiv zu üben.

Dafür gibt es die Metta-Meditation. Darin gilt es zunächst, eine freundliche Haltung sich selbst gegenüber zu erlangen: Man wünscht sich:

  • Möge ich glücklich und gesund sein.
  • Möge ich sicher und geborgen sein.
  • Möge ich weit weg sein von Ärger und Gefahren.
  • Möge ich nicht getrennt sein vom Glück, das ich erreicht habe.
  • Möge ich frei von Leid sein.
  • Möge ich glücklich in Frieden leben.

Dann wünscht man dies Menschen, die einem nahe stehen:

  • Mögest du glücklich und gesund sein.
  • Mögest du sicher und geborgen sein.
  • Mögest du weit weg sein von Ärger und Gefahren.
  • Mögest du nicht getrennt sein vom Glück, das du erreicht hast.
  • Mögest du frei von Leid sein.
  • Mögest du glücklich in Frieden leben.

Mit zunehmender Übung bindet man neutrale Personen und Personen, mit denen man Schwierigkeiten hat, in die Meditation ein.

Barbara Frederickson (Literatur siehe unten) beschreibt eindrucksvoll positive Wirkungen der Metta-Meditation im Unternhemenskontext. Die teilnehmenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter fühlten sich nach dem Kurs gesünder und zufriedener.

Eine etwas einfachere Variante:

Man wünscht sich selbst und anderen in ruhigen Minuten des Tages gedanklich und in bildlicher Vorstellung innere Ruhe und Gelassenheit, Sicherheit und Gesundheit sowie Verbundenheit und Liebe. Den Wortlaut kann man anpassen, ganz so wie man das Gefühl hat es stimmt für einen selbst am besten.

Die regelmäßige Übung kann helfen, eine gesundheitsfördernde, freundliche und mitfühlende Haltung uns selbst und anderen gegenüber zu entwickeln. Probieren Sie es aus.

Literatur

Frederickson, B. (2008) Open Hearts Build Lives: Positive Emotions, Induced Through Loving-Kindness Meditation, Build Consequential Personal ResourcesJournal of Personality and Social Psychology, Vol. 95, No. 5, 1045–1062

Mittag, O. (2006) Feindseligkeit als koronarer Risikofaktor – Zum gegenwärtigen Forschungsstand, DOI: http://dx.doi.org/10.1026//0943-8149.7.2.53